Die neue Najad 400 wird in diversen Versionen angeboten und ist konsequent auf vier Personen ausgelegt
Wer eine Breitling oder Rolex
trägt, hat dadurch nicht mehr
Zeit. Ebenso verfügt der Najad-
Eigner nicht über den günstigeren
Wind oder bessere Wellen. Aber beide
Fälle haben eins gemeinsam: Die Besitzer
sind stolz und stehen dazu. In allen Bereichen
des Konsums gibt es Spitzenreiter,
und in der Regel haben sich diese Produkte
ihre Plätze auf dem Treppchen hart
erarbeitet. So auch bei Najad, die inzwischen
bei Preis und Leistung neben wenigen
anderen die Nase vorn haben.
Wieder hat die schwedische Najadvarvet
auf das erfolgreiche Designer-Team
Judel/Vrolijk & Co zurückgegriffen. Der
Auftrag: Die Konstrukteure sollten mit der
neuen 400 eine zeitlose Yacht für vier Personen
mit modernen Unterwasserlinien
zeichnen. Die Werft setzt nicht auf viele
Schlafplätze, sondern auf größtmöglichen
Komfort für die Eigner und deren Gäste.
Im üblichen Charterbereich wird man daher
eine Najad so gut wie nie finden – das
rechnet sich angesichts Kojenzahl und
Kaufpreis einfach nicht.
Das nicht zu flache Unterwasserschiff
mit sehr weit unten liegendem Bleiballast,
der an einem kräftigen tiefen GFK-Flansch
sitzt, gewährleistet eine hohe Stabilität und
damit einen relativ späten Reffpunkt (deutlich
über 5 Beaufort). Das Halbskegruder
befindet sich weit achtern, wird vom Wellen-
Propeller direkt angeströmt und garantiert
so optimale Manövrierfähigkeit.
Unter Segeln kommt der Halbskeg zum
Tragen: Er stabilisiert den Kurs und erlaubt
auch mal das Loslassen des Ruders.
Davon konnten wir uns im Werftrevier
nördlich von Göteborg überzeugen. Die
Bedingungen waren mit böigen Winden
zwischen 18 und 20 Knoten perfekt.
Gelungen für die kleine Crew
Der vierzylindrige Diesel von Yanmar
hat mit seinen über 53 Pferdestärken keinerlei
Mühe, die 12-Tonnen-Yacht auf
Trab zu bekommen. Mit fast 4,5 PS pro
Tonne schaffen wir locker die Rumpfgeschwindigkeit
und noch mehr. Im Galopp
mit 3400 Umdrehungen loggen wir 8,2
Knoten und ziehen eine mächtige Hecksee
hinter uns her – die Fußplattform im Heck
taucht bereits ein. So fährt man natürlich
nur im Notfall. Weitaus gemütlicher, wirtschaftlicher
und vor allem leiser kommt
das Schiff mit 2600 Umdrehungen voran:
7,5 Knoten Marschfahrt reichen allemal.
Bei engen Manövern ist zu merken,
dass das Ruderblatt gut angeströmt wird.
Einen engen 360-Grad-Kreis fahren wir
in nur 26 Sekunden. Auch rückwärts lässt
sich die Najad gut einparken. Nützlich ist
die messingarmierte Scheuerleiste, die
neuerdings in die Teak-Fußreling integriert
ist. Ab 2 Knoten Fahrt reagiert die
Najad willig aufs Ruder. Wem die schon
gute Wendigkeit nicht reicht, der lässt sich
ein Bugstrahlruder einbauen. Nötig ist das
unserer Meinung nach nicht. Bei Hafenmanövern
präsentiert sich die Ruderanlage
von ihrer besten Seite: Dank der sehr
leichtgängigen Kardanwellen-Übertragung
von der Steuersäule zum Ruderquadranten
ist keinerlei Spiel zu verspüren.
Während die gute Motorkapselung
nur wenig Lärm nach außen dringen
lässt, ist das Frischluftgebläse der Maschine,
dessen Austritt im nahe gelegenen
Cockpitsüll montiert ist, zu laut. Hier
sollte die Werft entweder Schalldämpfer
dazwischensetzen oder den Austritt verlegen.
Außerdem sollte sie über das Schaltpaneel
eine Klarsicht-Klappe platzieren,
um Trittschutz sicherzustellen.
Sobald die Segel ausgerollt sind – auf
dem Testschiff wird das Groß in den Mast
gewickelt –, ist dagegen nur Positives zu
berichten. Trotz des böigen Windes beschleunigt
das Boot erfreulich schnell und
lässt sich spielend auf Kurs halten. Raumschots
schaffen wir kurzfristig 8 Knoten.